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Empfehlen Sie Ihrer Tochter, die RS zu machen?

Diese Frage habe ich mittlerweile schon einigen Vätern gestellt. Ein deutliches Ja habe ich von keinem bekommen.

Jann Flütsch Geschäftsführer EDU Kanton Zürich

Die meisten antworten mit Nein. Väter, die selbst die RS absolviert haben, können sich vorstellen, was es bedeutet, wenn eine oder zwei Frauen in einer Kompanie von Hundert oder noch mehr Männern 18 Wochen lang Dienst tun sollen. Die männlichen Rekruten sind keine Monster. Aber sie sind (junge) Männer. Und sie sind massiv in der Überzahl. Und über die paar wenigen Frauen, die in der Schweizer Armee freiwillig Wehrdienst leisten, gibt es absolut nichts Negatives zu sagen. Aber: sie sind (junge) Frauen. Und sie sind sehr wenige.

Die Studie, die letztes Jahr über die Schweizer Armee herausgefunden hat, dass es im Militär sehr viel sexualisierte Gewalt und Übergriffe gegen Frauen gibt, ist darum keine Überraschung. Die meisten Väter und offensichtlich auch 98% der jungen Frauen im Land wissen instinktiv: als Frau die RS absolvieren? – lieber ohne mich!

Eine Motion von Erich Vontobel und einigen Nationalräten im Offiziersrang verlangt deshalb vom Bundesrat, Massnahmen zu ergreifen, um den Frauenanteil innerhalb einer Truppe deutlich zu steigern, damit dieses krasse Zahlenverhältnis zwischen ganz wenigen Frauen auf ganz viele Männer gebrochen werden kann. Namentlich sollen folgende Massnahmen probeweise umgesetzt werden:

  • Frauen nur noch 1x jährlich in die RS einziehen, und zwar im Herbst. Die Herbst-RS ist immer kleiner als die Frühlings-RS. Folge: automatische Erhöhung des Frauenanteils um mehrere Prozentpunkte.
  • Frauen innerhalb einer Schule auf eine Kompanie konzentrieren und innerhalb dieser Kompanie auf einen Zug. Folge: automatische Erreichung eines gesunden Frauenanteils innerhalb dieses Zuges.
  • Zusätzlich Bildung einer reinen Fraueneinheit, vergleichbar mit dem Rotkreuzdienst der Armee. Folge: wenn Frauen wissen, dass es die Möglichkeit gibt, Militär zu machen ohne die ganzen Herausforderungen, die man in einer gemischtgeschlechtlichen Truppe hat, sind sie vielleicht eher bereit, Militärdienst zu leisten. Erfahrungen im Fussball haben gezeigt, dass reine Meitli- und Frauen-Fussballclubs sehr grossen Zulauf haben, weil die ganzen Macho-Themen dann nicht vorkommen und man sich auf das Fussballspiel konzentrieren kann.

Wie würden Sie nun auf die im Titel gestellte Frage antworten, unter der Bedingung, dass die Motion umgesetzt wird? Die Frage ist immer noch spannend. Wir sind gespannt auf Ihre Antwort und Ihre Gedanken zum Thema. Man darf auch mitmachen, wenn man keine Tochter hat.

Schreiben Sie an: info@edu-zh.ch

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