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Vernehmlassung Betriebs- und Gestaltungskonzept Breitenhofstrasse

Eine Gemeinde in der Grösse von Rüti braucht visionäre und mutige Ideen, um den Herausforderungen der Zeit zu begegnen. So habe ich gespannt das neue Strassenkonzept gelesen und muss sagen, es ist umfassend und visionär, doch ist es auch praktisch und massvoll? Nein, das ist es bestimmt nicht.

Ein Kommentar von Judith Winiger

Die Strasse vom Embru-Kreisel bis zum Sonnenplatz-Kreisel würde zu einem klimagerechten und hitzereduzierten Strassenabschnitt mit mehr Bäumen, Tempo 30, einseitigem, breiten Trottoire mit Rabatten und mit Velostreifen umgewandelt und das für sage und schreibe rund 10 Mio. Franken.

Was an sich sehr nett klingt – mehr grün – mehr fürs Auge usw. – entpuppt sich als völlig überrissenes Vorhaben auf einer Nebenstrasse. Die Breitenhofstrasse liegt an einem der grünsten und luftigsten Strassenabschnitte von Rüti (Allee, Tennisplätze, Friedhof und Alterszentren), also nicht der Ort, der Begrünung benötigt. Rüti ist sehr grün und das soll beibehalten werden. Es braucht aber keine weiteren Massnahmen zur Reduktion der Hitzeentwicklung wie in urbanen Gebieten. Um ein paar Bänkli mehr zu setzen, was durchaus wünschenswert wäre, braucht es keine überteuerte Gesamtsanierung.

Laut Konzept soll die Umgestaltung einen Beitrag zu den Energie- und Klimazielen durch Nachhaltigkeit und Reduktion von Klimagasen leisten. Einhaltung von Klimazielen? Indem man ein paar Bäume setzt und den Vorplatz des Gemeindehauses sickerfähig macht? Seien wir ehrlich – es geht um das Sammeln von Punkten, die zur Erhaltung des Energiestadt Gold Labels nötig sind.

Im Projekt wird meiner Meinung nach auch der Verkehrsfluss zu wenig beachtet, denn der Lastwagenverkehr wird kaum erwähnt. Durch das neue Temporegime und Bus-Fahrbahnhaltestellen an der Ferrachstrasse wird aber sicherlich mehr LKW-Verkehr auf die Breitenhofstrasse ausweichen. Temporegime sollten dem Verkehrsfluss aller Beteiligter angepasst werden und nicht der Raumgestaltung.

Strassen sind in erster Linie da, um sich von A nach B fortzubewegen und nicht zum Verweilen. Der Strassenraum muss keine Begegnungszone sein, sondern den reibungslosen Verkehr ermöglichen.

Zum Verweilen müssen andere Plätze geschaffen werden, nicht der Strassenraum. Mit der Umgestaltung der angrenzenden Bandwiesstrasse sollte das ja erreicht werden.

Die Steigerung der Attraktivität von Fuss- und Veloverkehr ist noch so ein Punkt im Konzept. Natürlich wäre es für den Fuss- und Veloverkehr eine Aufwertung, wenn die Velowege breiter wären. Doch können wesentliche Merkmale dieser Aufwertung durch relativ einfache Massnahmen erreicht werden. Das ganze Projekt ist vielleicht «nice to have», aber erfüllt nicht den Zweck einer Strasse. Es ist also zweckentfremdet und vor allem kaum zu finanzieren. Der Investitionsstau der Gemeinde Rüti umfasst einige öffentliche Bauten, vor allem Schulbauten. Also bevor Geld in einen netten, hübschen Strassenabschnitt investiert werden, soll genügend Schulraum geschaffen werden und die schon lange nötigen Investitionen in bestehenden Schulhäusern getätigt werden.

Zum Schluss aber doch noch eine Würdigung: Eine schöne Idee ist die Aufwertung des Gemeindehaus-Vorplatzes. Den hässlichen Belag ersetzen, Bäume und Bänkli setzen als Umgestaltung zu einem attraktiven Begegnung- und Verweilsort wäre wirklich zu begrüssen. Doch auch dafür muss nicht die ganze Strasse umgestaltet werden.

Fazit Projekt:

Das Projekt ist kostenmässig völlig überrissen und angesichts des grossen Investitionsstaus bei den gemeindeeigenen Liegenschaften nicht zu finanzieren.

Begrünung und mehr Wohlfühlzonen als Aufwertung des Dorfkerns wird grundsätzlich befürwortet, aber an geeigneten Orten und sicher nicht an dieser Strasse. Eine Aufwertung des Gemeindehausvorplatzes mit Sitzgelegenheiten und Schattenspendern kann und soll ermöglicht werden ohne ein teures Gesamtprojekt, das sie ganze Strasse betrifft.

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